Das beste Bier in den Westfjorden

Das wir heute noch eine Bierverköstigung genießen dürfen

hätten wir heute Morgen auch noch nicht gedacht.

Nach einem wirklich vorzüglichen Abendessen im Panorama-Restaurant unseres sehr sehr gemütlichen Hotels, schlafen wir, wie die Murmeltiere in herrlich weichen Betten. Und wenn man Pipi musste, ist man einfach kurz aufgestanden, ins Bad gegangen und gute 90 Sekunden später war man wieder im Traumland. Zivilisation kann auch eine sehr feine Sache sein. Apropos feine Sache. Das war das Frühstücksbuffet dann auch noch. Währenddessen fragen wir uns mehrfach, darum wir nicht einfach wieder ins Bettchen gehen und die nächsten 500km skippen?
Schweren Herzens verlassen wir unsere Wohlfühloase und brechen auf zu den Westfjorden, Islands Wilder Westen!

Unsere Lieben immer fest in unseren Herzen

Wissen wir sie doch schützend über uns. Beim Aufbruch winken sie uns zu. Wir sind gerührt.

Willkommen auf der Ringstraße 1

Unser Weg in die Fjorde führt uns nach Norden. Wir nehmen dafür die „Eins“, die beste Straße, die Island zu bieten hat. Sie führt 1.400km rund um die Insel. Für „normale“ Touristen ist sie der Zubringer an viele Sehenswürdigkeiten. Für uns ist sie heute einfach nur durchgehend asphaltiert und nach den vielen Pistenkilometern sehr sehr angenehm zu fahren. 92 km/h. Davon hatten wir in den vergangenen beiden Wochen oft geträumt. Heute haben wir nach 2 Stunden bereits 140km geschafft. Stundenmittel 84 km/h, gestern waren es 17 km/h!

Irgendwann biegen wir nach links ab – westwärts weht der Wind

Auf Wiedersehen „Eins“… Wir wenden uns den Westfjorden zu.

Mit dem „eigentlichen“ Island ist Vestfirðir nur über einen schmalen Landhals verbunden. Die Halbinsel ist im Nordwesten von der Dänemarkstraße (isl. Grænlandssund) und im Nordosten von der Grönlandsee umgeben. Rund 30 % der Küstenlinie von ganz Island entfallen auf die Westfjorde.

Die namengebenden Fjorde im Westen reichen tief ins Land hinein und zerklüften das unwirtliche Gebiet. Durch die Fjorde sind die Landwege sehr weit. Hin- und Rückfahrten an einem Tag sind kaum möglich. Bei Unwetter und Schnee sind die Schotterstraßen nicht selten unpassierbar. Schutzhütten mit Telefon und Nahrung können Leben retten. Trotzdem ist der inländische Gütertransport auf die Straßen angewiesen, denn Fähren gibt es nicht. Die Schifffahrt dient allein der fischverarbeitenden Industrie in den entlegenen Hafenstädten. Kleine Flugzeuge können auf unbefeuerten Schotterpisten landen. Expeditionsfahrzeuge deutscher Touristen machen den Schotter unsicher…

Nach dem Landhals – der altbekannte Schotter

Mal eben 15% den Bergh hinauf, der UPelixx nimmt die Steigung mit Bravur und auf der anderen Seite liegen uns die Westfjorde zu Füßen.

Und Schafe, die vor uns davon stoben.

Schottland oder doch Norwegen

Wir umkreisen die vielen tief ins Land vordringenden Fjorde und können uns nicht recht entscheiden, ob wir uns an die Highlands oder an die Lofoten erinnert fühlen. Ist auch egal. Hauptsache die Menschen sind nett. Und sie zeigen engagiert Flagge.

Das mögen wir!

Hólmavík – Etappenziel, nicht nur für uns

Die 400 Seelen Gemeinde liegt idyllisch am Fjord und genau auf der Hälfte der Strecke Isjafjöður (der größten Siedlung der Westfjorden ganz im Norden) und der Hauptstadt Reykjavík. Vom Fischfang und den durchkommenden Reisenden kann man hier sehr gut leben, erzählt uns Atli Arnason, der Inhaber des „Café Riis“, dem ältesten Gasthaus im Ort, gegründet 1897 von einem dänischen Kaufmann.

Das beste Gasthaus der Westfjorde

Hier ist der Gast König und der Wirt der willige Sklave seiner Frau

Das Lokal ist urgemütlich und Atli unser Gastgeber ist total unterhaltsam. Zwischen den Bestellungen erzählt er, dass seine Frau von den Wikingern abstammt, sie ihn nur wegen des Genpools erwählt und ganz klar die Hosen an hat. Wikingerin halt. Und überhaupt, die Wikinger hätten sich ja schon immer Sklaven gehalten. So wie er halt auch einer wäre: Zur Befriedigung seiner Frau. „Happy wird, happy life!“ meint Atli…

Er serviert uns das Essen und ganz schnell sind wir beim Schlemmen und Klönen mit ihm in der Weltpolitik angekommen. Was für ein geselliger Zeitgenosse. Er läd uns ein, unbedingt einmal wieder zu kommen oder uns noch besser gleich hier niederzulassen. Man könne in Hólmavík nette Menschen, wie uns gebrauchen.

Das beste Wasser der Welt.

Petra bestellt sich ein local Beer. Atli ist begeistert und bringt mir statt der bestellten Limonade Wasser. Schließlich sei es das köstlichste Wasser der Welt. Gefördert, hier in den Westfjorden. Wenn man es nicht pur trinken mag, kann man es auch als Bier, hier im Ort gebraut, genießen. Und überhaupt, die Brauerei müssten wir uns unbedingt ansehen. Sie sei erst im Dezember letzten Jahres von Aktionären des Ortes finanziert und gegründet worden. Was für ein Mittagessen. Atli teilt noch seine Erkenntnis mit uns, die Menschheit würde nicht am Klimakoller sterben, sondern an Social Media. Und überhaupt, wenige Wochen im Jahr zu arbeiten sei mehr als ausreichend. Den Rest verbringe er mit seiner Wikingerin in Schottland und seine Tochter führt das Geschäft. Zum Abschied gibt er uns eine Visitenkarten und wir mögen in Kontakt bleiben.

Was für ein Typ! Aber sehr nett. Sklave einer Wikingerin und Philosoph halt…

Galdur Brugghus Hólmavík

Das Bier von Zauberern! Wir besuchen das Startup am Rande des Dorfes und sind nach dem Eintreten vom Merchandising schon mal schwer begeistert. Geil! Wir probieren zwei Lager und genießen das Ambiente und die Toilette, die mit weitem Abstand beste der letzten 3.000km. Alles sensationell!

Wir gehen nicht, ohne Einkäufe!

Das beste Bier der Westfjorde

Der Wikinger-Zauberer-Bülkstoff zeigt Wirkung!

Mummi 1

Der Rettungswagen war uns bei der Ankunft noch gar nicht aufgefallen. Warten die auf uns?
Der Funkname ist jedenfalls cool.

Wir machen uns uns auf den Weg, die letzten Kilometer des Tages noch genau einmal um den Fjord auf die andere Seite zu gelangen. Dort liegt der heutige Camping. Nach dem Biertasting, müssen wir uns erst einmal ausruhen. Natürlich mit Seeblick.

Morgen erkunden wir die Westfjorde weiter! Hicks.